Demo «Tiere in die Politik» – unsere Demo-Rede
Am 26. August fand die Demo «Tiere in die Politik» in Bern statt. Organisiert hat sie unsere befreundete Organisation «Tier im Fokus», einen grossen Dank dafür! Unzählige Tierrechtler:innen kamen auf dem Bahnhofplatz zusammen, um für eine politische Berücksichtigung von Tieren zu demonstrieren. Unsere Rede kannst du hier nachlesen.
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Liebe Demo-Mitstreiter:innen
Liebe Tierparlamentarier:innen
Liebe Zuschauer:innen
Eine Milliarde Tiere hat die Schweiz in den letzten 20 Jahren insgesamt für Fleisch, Milch und Eier getötet. Eine Milliarde. Darunter sind Schweine. Darunter sind Rinder. Pferde. Ziegen. Kaninchen. Hirsche. Schafe. Und Hühner. Abermillionen Hühner.
Es ist ein ungeheures Unrecht, wie Tieren hinter den Kulissen, hinter den Stallwänden und Schlachthofwänden der Fleisch-, Milch- und Eierproduktion massivste Gewalt angetan wird.
Heute holen wir diese Tiere ans Licht.
Heute benennen wir, was ihnen passiert.
Heute zeigen wir mit dem Finger auf die Politik.
Und heute sprechen wir über Forderungen, deren Erfüllung längst – längst! – überfällig ist.
Denn hinter dem Vorhang der Tierproduktion bietet sich ein Kabinett des Grauens. Eine Auswahl:
- In der Eierproduktion leidet der Grossteil der Schweizer Legehennen an schmerzhaften Knochenbrüchen. Und nach einem Jahr werden die ausgemergelten und erschöpften Tiere getötet, einfach weil sie nicht mehr rentieren. An jedem Frühstücksei klebt quasi Blut.
- Sogenannte «Mastpoulets» leben in Ställen mit tausenden Tieren. Sie leiden an Dauerstress und picken sich gegenseitig blutig. Dafür gibt es sogar einen Fachbegriff: Kannibalismus. Ihre Körper sind groteske Qualzuchten mit überdimensionierter Brust. Kippen sie um, schaffen sie es teils nicht einmal mehr zur Wasserstelle. So müssen sie jämmerlich verdursten.
- Damit Kühe Milch geben, müssen sie ein Kälbchen gebären. Nach der Geburt wird ihnen das entrissen. Denn die Milch ist für Menschen bestimmt. Kühe sind soziale und sensible Tiere – diese Trennung ist für sie extrem traumatisch und sie schreien noch tagelang nach ihren Kindern.
- Schweine liegen in ihren eigenen Exkrementen und beissen sich gegenseitig die Schwänze ab. Dann werden sie in einer Kammer mit CO2 versenkt, bis sie zusammenbrechen. Das bedeutet: minutenlanger Todeskampf im Schlachthof.
- In dieser Milliarde sind Fische nicht einmal miteinberechnet. Statistisch werden sie nur in Tonnen erfasst, nicht in Individuen. Ihre «Produktion» ist nicht minder brutal wie bei anderen Tieren – ob in der Zucht oder beim Fang.
Diese Liste ist eigentlich noch viel länger, die Qualen unbeschreiblich.
Keines dieser Tiere wollte sterben. Man nimmt ihnen das Wichtigste, das sie haben – ihr Leben. Und die Politik und die Verwaltung schauen weg, kümmern sich einen Dreck um sie, lassen die Gewalt zu. Gerade mal das lumpige Tierschutzgesetz bleibt den Tieren. Dabei ist es eher ein «Tiernutzgesetz», weil es alle von den eben aufgezählten Gräueln erlaubt und gutheisst. Ja sogar noch mehr: Der Staat fördert die massenhafte Ausbeutung der Tiere sogar mit Subventionen in Milliardenhöhe und fucking Steuergeldern für die Werbung der Fleisch-, Milch- und Eierlobby.
Wir quälen mit unseren Steuergeldern Tiere.
Das macht mich alles so hässig. So traurig. Und es lässt mich manchmal machtlos fühlen. Würden wir für jedes Tier, das in den letzten 20 Jahren für Fleisch getötet wurde, eine Schweigeminute abhalten, würden wir 2000 Jahre schweigen.
Aber Schweigen ist keine Option!
Denn wir können eine andere, eine bessere Welt für Tiere schaffen. Wenn wir nicht schweigen! Wenn wir laut sind! Denn dieses tierfeindliche System ist nicht in Stein gemeisselt, es ist menschengemacht. Menschen, du, ich, wir – wir können es ändern. Doch dafür brauchen wir eine starke Bewegung. Wir müssen uns für die Tiere zusammenschliessen. Wir müssen uns informieren und politisch aktiv werden. Wir müssen kämpfen!
Ich habe Hoffnung.
Und ich habe eine Vision. Eine Vision einer tierfreundlichen Schweiz.
In dieser Vision sind die Schlachthäuser Museen.
In dieser Vision liefert die Landwirtschaft keine Tiere mehr in ihren Tod.
In dieser Vision wird nach Schrott gefischt statt nach Fischen.
In dieser Vision wird Fleisch und Käse aus Pflanzen und im Labor hergestellt und nicht durch Ausbeutung.
In dieser Vision besteht Leder aus Pilzen und Äpfeln und nicht aus Tierhaut.
In dieser Vision leidet kein Tier mehr für Versuche.
In dieser Vision werden Tiere nicht gejagt. Nicht verjagt. Nicht vom Zug überfahren. Oder zu Hause vernachlässigt.
In dieser Vision haben Tiere Rechte. Grundrechte. Wie wir Menschen sie heute haben.
So stelle ich meinen ersten Antrag an euch, liebe Tierparlamentarier:innen: Sagt JA zu Grundrechten für Tiere! Denn nur Grundrechte sind ein effektiver Schutzschild, nur sie schützen Tieren richtig.
Und wenn wir Tierrechte nicht heute schon einführen können, dann können und müssen wir die Politik dazu bringen, die tierfreundliche Schweiz zu bauen! Wir müssen Tiere auf die Bühne der Politik holen, weg aus ihren elenden Verstecken.
Die Schweiz steht vor der Wahl: Tiere bis in alle Ewigkeit ausbeuten oder die tierfreundliche Schweiz verwirklichen. Für mich ist klar: Der Staat muss handeln. Liebe Tierparlamentarier:innen – ihr müsst handeln!
Um die Weichen für eine tierfreundliche Schweiz zu stellen, stelle ich als letztes noch diese drei Forderungen an das Tierparlament:
- Schluss mit der konsumtreibenden, staatsfinanzierten Propaganda für Fleisch, Milch und Eier! Jedes Jahr werden Millionen Franken «Absatzförderung» an Proviande, Swissmilk und Gallosuisse ausgezahlt. Das ist direkt dafür verantwortlich, dass Millionen Tiere sterben und der Planet verbrennt!
- Es braucht Information und Aufklärung durch den Bund. Hört auf mit der Beschönigung und Verheimlichung der Zustände! Der Bund muss die Menschen über die Gewalt in der Tierprodukte-Industrie informieren. So lautet eigentlich schon heute sein Auftrag.
- Der Bund muss einen Transformationsfonds einrichten! Es braucht einen Geldtopf, um pflanzliche Produkte zu fördern, Landwirt:innen umzuschulen und das System umzustellen. Dem Klima und den Tieren zuliebe.
Wir müssen handeln. Die Politik muss handeln. Mit vereinten Kräften schaffen wir es, unsere Vision einer tierfreundlichen Schweiz zu verwirklichen. Damit in der Zukunft 0 Tiere ausgebeutet und getötet werden. Und Schweine, Rinder. Pferde. Ziegen. Kaninchen. Hirsche. Schafe. Hühner und viele andere Tiere friedlich leben können.
Danke!
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