TIERVERSUCHE: ALTERNATIVEN MEHR FÖRDERN

Über eine halbe Million Schweizer Tiere werden pro Jahr für Tierversuche eingesetzt. Hinzu kommen Tierversuche, die von der Schweiz ins Ausland verlagert werden. Und Zuchttiere, die für Tierversuche leben und sterben, auch wenn keine Versuche an ihnen durchgeführt werden. Die Opferzahlen sind immens und sinken seit Jahrzehnten kaum. Dabei sind sich eigentlich alle einig, dass man Tierversuche möglichst vermeiden sollte.

Es braucht eine nationale Tierversuchsstrategie, damit eine Wissenschaft ohne Tierleid entsteht. Statt weiter das heutige Bewilligungssystem schönzureden, sollte der Bund transparent über Tierversuche informieren. Und er sollte einen konkreten Massnahmenplan ausarbeiten, um dafür zu sorgen, dass möglichst bald keine Tiere mehr für Versuche leiden und sterben.

Grafik: Tierversuche 2013-2022, Tierversuchsstatistik, Webseite BLV

WAS IST EIN TIERVERSUCH?

Das Wort «Tierversuch» kann vieles bedeuten. Sobald Tiere für die Prüfung einer wissenschafltichen Hypothese, fürs Testen einer Substanz oder für die Ausbildung verwendet werden, gilt das laut Schweizer Tierschutzgesetz als Tierversuch. Das Wort «Tierversuch» kann also vieles heissen, von harmlosen Tierbeobachtungen bis zu tödlichen Eingriffen. Wenn der Tierkörper verletzt wird oder Fremdkörper oder Stoffe eingebracht werden, spricht man von «invasiven» Tierversuchen. 

ANZAHL TIERVERSUCHE 2021 NACH ARTEN

SO FUNKTIONIERT ES HEUTE

  • Forschende haben eine Idee für einen Versuch
    Forschende müssen viel publizieren, um relevant zu bleiben. Dafür brauchen sie ständig neue Forschungsideen. Oft ist es einfacher, sich auf Methoden zu konzentrieren, die man schon kennt. Auch wenn der gesellschaftliche Nutzen fraglich ist.
  • Die Forschenden stellen ein Bewilligungsgesuch
    Darin erklären sie die Versuchsanordnung und den erhofften Nutzen. Leider sind viele bewilligte Tierversuche so schlecht durchdacht, dass sich die Ergebnisse später nicht replizieren lassen. Damit sind sie nutzlos.
  • Eine kantonale Kommission macht eine «Güterabwägung»
    Die Kommission vergleicht den garantierten Schaden fürs Tier mit dem möglichen Nutzen für den Menschen. Dabei wird nicht beachtet, ob es verwandte Forschungsfragen gibt, die man ohne Tierversuche beantworten könnte. Nur der vorliegende Antrag zählt.
  • Der Versuch findet statt
    Oft züchten spezialisierte Firmen gezielt Tiere, die den Anforderungen entsprechen. Diese werden in Versuchen gebraucht und danach oft eingeschläfert. Für die Öffentlichkeit werden Versuche nur ganz gezielt transparent gemacht. In der Regel können Aussenstehende erst im Nachhinein erfahren, was für Versuche gemacht wurden.
  • Die Ergebnisse werden (vielleicht) publiziert
    Studien, die keinen Effekt nachweisen, werden oft nicht publiziert. Auch publizierte Studien stossen nicht automatisch auf viel Resonanz, besonders wenn man bezahlen muss, um sie zu lesen. Daher werden manche Versuche an Tieren unnötig wiederholt. Zudem hat Forschung nicht den versprochenen Nutzen, wenn sie niemand liest.

DAS IST UNSER ZIEL

Wir wollen eine Forschung, die allen nützt und niemanden das Leben kostet. Dazu braucht es jetzt eine konsequente und strategisch ausgerichtete Förderung für neue Forschungsansätze ohne Tierleid. Dazu braucht es einen verbindlichen Ausstiegsplan aus Tierversuchen. Jetzt sofort braucht es zudem eine konsequente Förderung für Alternativmethoden zu Tierversuchen. Diese können Tierversuche nicht nur ersetzen, sondern sogar ganz andere Fragen beantworten. Öffentliche Forschungsgelder sollen in genau solche Bereiche fliessen, wo man ohne Tierversuche viel erreichen kann.

Schluss mit der Schönfärberei! Alle sind sich einig, dass Tierversuche möglichst vermieden werden sollten. Hören wir also auf, das System der «Güterabwägung» und das geltende Tierschutzrecht in den Himmel zu loben. Wir fordern, dass der Bund transparent über bewilligte Tierversuche informiert. Und dass er einen konkreten Plan ausarbeitet, wie die Schweiz von Tierversuchen wegkommen kann.

UND WAS IST MIT…

Auch die Forschung muss ethische Rahmenbedingungen der Gesellschaft respektieren. Zum Beispiel betreiben wir manche Forschung an Menschen nicht, obwohl wir uns dadurch potentiell lebensrettende Resultate entgehen lassen. Stattdessen geben wir uns Mühe, mit cleverer Forschung so viel herauszufinden, wie es ohne unzumutbare Menschenversuche geht. Und wenn klinische Versuche an Menschen durchgeführt werden, dann nur freiwillig und nach aussen hin transparent. Genau so können wir es mit Tierversuchen auch machen. In Zukunft könnten Versuche nur durchgeführt werden, wenn sie Tiere nicht schädigen und ihnen Spass machen. Zum Beispiel, wenn Schweine im Rahmen einer Studie einen Joystick bedienen.

Die 3R-Prinzipien stammen aus den 1950er Jahren und besagen: Man soll Tierversuche durch Methoden an empfindungslosem Gewebe ersetzen («replace»), die Anzahl eingesetzter Tiere pro Versuch möglichst klein halten («reduce») und die Versuche so schmerzlos wie möglich machen («refine»). Dabei geht aber unter, dass man sich von Anfang an eine andere Forschungsfrage stellen könnte, die ohne Tierversuch beantwortbar ist und der Gesellschaft mehr Nutzen bringt. Zudem haben die 3R-Prinzipien mit einer langfristigen Strategie nichts zu tun. Sie reichen deshalb längst nicht aus, um Forschung nachhaltig tierfreundlicher zu machen.

Der Bund zeigt damit, dass auch er den Handlungsbedarf anerkennt. Doch das Kompetenzzentrum ist kein Ersatz für politische Veränderungen. Der Bund sollte einen konkreten Massnahmenplan ausarbeiten, um die Zahl der Tiere auf Null zu senken, die für Tierversuche leiden und sterben.

DAS KANNST DU TUN

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