«Tag der Pausenmilch»: Kritik wird lauter
MEDIENMITTEILUNG • 30. Oktober 2023
Am 31. Oktober veranstaltet die Lobby-Organisation Swissmilk wieder ihren «Tag der Pausenmilch» in Schweizer Schulen. Diese Werbung in der Schule ist umstritten. Tierschutzorganisationen rufen Schulen zum Boykott auf. Sie stören sich am beschönigenden Bild der Milchproduktion und daran, dass Swissmilk Schulmaterial mit Werbebotschaften zur Verfügung stellt.
Am Dienstag, 31. Oktober 2023 wird laut Angaben von Swissmilk 325’000 Kindern am «Tag der Pausenmilch» Kuhmilch ausgeschenkt. Das ist knapp die Hälfte der Kindergarten- und Primarschulkinder in der Schweiz. Der Tag geht zurück auf die 1930er Jahre und sollte ursprünglich die Versorgung der Bevölkerung mit Nährstoffen sicherstellen.
Immer mehr Organisationen aus dem Tierschutzbereich stören sich an der Veranstaltung. So rufen dieses Jahr Animal Rights Switzerland, Tier im Fokus, die Vegane Gesellschaft Schweiz, Swissveg, Sentience, DAS TIER + WIR Stiftung für Ethik im Unterricht, Animal Pride und der Hof Narr Schulen zum Boykott der Aktion auf.
«In der Milchindustrie werden Kühe traumatisch von ihren Kälbern getrennt und getötet, sobald ihre Leistung zurückgeht. Ausgerechnet bei Kindern dafür zu werben, vor denen man diese Realität gleichzeitig versteckt, ist absolut zynisch», meint Céline Schlegel, Geschäftsleiterin bei Animal Rights Switzerland. Auch an den Schulmaterialien, die Swissmilk zur Verfügung stellt, hat die Organisation keine Freude. «Würden die Schulaufgaben von Swissmilk die Wahrheit sagen, wären sie garantiert kein Stoff für die Primarschule.» Die Organisation illustriert gleich selbst, wie realistische Schulaufgaben aussehen würden: Kinder müssten die Mutterkuh und ihr Kalb auseinanderschneiden, das Papier-Kalb in den Schredder werfen und gewaltvolle Stationen im Leben einer Milchkuh in die richtige Reihenfolge bringen.
Swissmilk profitiert dabei von umfangreichen staatlichen Unterstützungen. Jedes Jahr erhält die Lobby-Organisation rund 8 Millionen Franken vom Bundesamt für Landwirtschaft. «Der Staat soll keine Milchwerbung unterstützen, schon gar nicht an Schulen», fordert Tobias Sennhauser, Präsident Tier im Fokus.
Sarah Moser, Geschäftsleiterin der Veganen Gesellschaft Schweiz, ergänzt: «Angesichts der immer schärfer werdenden Klimakrise und der erst kürzlich publizierten Klimastrategie des Bundes für Landwirtschaft und Ernährung ist es doch völlig paradox, dass in Schweizer Schulen nach wie vor ein Produkt propagiert wird, das die Umwelt erwiesenermassen erheblich mehr belastet als die meisten pflanzlichen Alternativen. Zumal auch alle Nährstoffe, die in Milchprodukten enthalten sind, problemlos durch pflanzliche Lebensmittel ersetzt werden können.»
Renato Pichler, Präsident und Geschäftsführer von Swissveg, meint: «Der Pausenmilchtag wurde eingeführt als die Nährstoffversorgung der Kinder ein Problem war. Heute ist das Gegenteil der Fall: Wir bewegen uns so wenig wie noch nie und konsumieren so viele Nährstoffe wie noch nie zuvor. Dieses Problem wird mit den gesüssten und aromatisierten Kuhmilchgetränken, die man am Pausenmilchtag abgibt, weiter verstärkt.»
Nicht nur Tierschutzorganisationen sehen die Aktion kritisch. Im Leitfaden Externe Bildungsfinanzierung vom Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz wird der Tag der Pausenmilch explizit als problematisches Beispiel einer Werbeaktion an der Schule thematisiert. Es handle sich um Produktwerbung ohne gemeinnützigen Zweck, die im Kontext der Schule nur mit äusserster Vorsicht zu erlauben sei.
Kontakt
Céline Schlegel
Geschäftsleiterin Animal Rights Switzerland