Bullshit-Awards 2023
In letzter Zeit haben Tierprodukte-Firmen wieder alles gegeben, um die Tierproduktion in einem guten Licht dastehen zu lassen. Die Botschaften: Kühe, Schweine und Hühner werden wie beste Freunde behandelt, könnten «gemütlich chillen» und hätten einen «Traumjob». Das bestärkt den Mythos des ‘guten Schweizer Tierschutzgesetzes’ – der leider nichts weiter ist als eben ein Mythos.
Um diese realitätsfremden und beschönigenden Werbekampagnen zu «würdigen», verleihen wir Ende 2023 unsere Bullshit-Awards. Sie gehen an:
1. Denner: Jedes Tier behandeln wie einen besten Freund
Video-Quelle: Youtube-Kanal von Denner
Kuscheln mit der Kuh, Stöckchen fangen, sich gegenseitig nass spritzen: Das Video der Werbekampagne «Behandeln Sie jedes Tier wie Ihren besten Freund» zeigt ein idyllisches Zusammensein von Mensch und Tier. Ausgearbeitet hat sie Rod Kommunikation für Denner Schweiz. Denner bewirbt damit seine IP-Suisse-Produkte. Die Idee: zeigen, dass «nicht nur Haustiere unseren Respekt verdient haben» und die «Würde der Nutztiere für IP-Suisse ein hohes Gut ist».
Zynischer könnte die Message kaum sein: Würde man seinen besten Freund so behandeln, wie IP-Suisse seine Label-Rinder, müsste man ihn mit einem Bolzenschuss in den Kopf betäuben, ihm die Kehle durchschneiden und ihn zu Hackfleisch verarbeiten. Die Nutztierproduktion ist grausam zu Tieren, Labelversprechen hin oder her. Deshalb verleihen wir Denner und IP-Suisse den Bullshit-Award für ihre beschönigende und realitätsferne Werbekampagne.
2. Suisseporcs: Werbespots «SAUGUT!»
Video-Quelle: Youtube-Kanal von SAUGUT
Die erste Werbekampagne der Marke «SAUGUT!» von Suisseporcs, dem Schweizerischen Schweinezucht- und Schweineproduzentenverband, trägt gleich dick auf. Dabei ist die Schweineproduktion – betroffen sind jährlich 2,5 Millionen Schweine – mit Gewalt und Tod verbunden.
Werbeaussagen vs. Realität:
- Aussage, Schweine «chönd gmüetlich chillä»: Ein Drittel der Schweine in der Schweiz hat nicht einmal Stroh zum Liegen zur Verfügung, sondern liegt auf kahlem Betonboden. Auch von «Chillen» kann nicht die Rede sein: Wegen Unterbeschäftigung sind Verhaltensstörungen häufig und es kommt immer wieder vor, dass sich Schweine gegenseitig angreifen und etwa die Schwänze abbeissen.
- Aussage, Schweine «hend Ziit fürs Familieläbe»: Die Ferkel werden der Muttersau im Alter von 4-5 Wochen weggenommen. Für die Tiere ist das traumatisch. In der Natur bleiben Mutter und Ferkel Monate zusammen, weibliche Tiere manchmal sogar ein Leben lang.
- Aussage, Schweine hätten «Platz zum Spiele»: In der konventionellen Haltung haben 10 Schweine gerade mal die Fläche eines Autoparkplatzes zur Verfügung. Und auch in der Bio-Haltung sieht es nicht viel besser aus.
Der Werbespot verzerrt die Schweinehaltung auf krasse Weise. Auf die Ferkel wartet ein kurzes Leben der Ausbeutung. Und im Moment ihres Todes wartet die vielleicht schlimmste Gewalt auf sie: Die Betäubung mit Kohlendioxid löst bei den Tieren Angst und Schmerz aus, was übrigens auch der Bund offiziell festhält. Minutenlange Erstickungspanik kommt regelmässig vor.
Auch diese Werbekampagne zementiert falsche Vorstellungen von der Tierhaltung in der Schweiz – und Suisseporcs erhält dafür einen wohlverdienten Bullshit-Award von uns.
3. Thomy: Frau Eggli sucht einen Traumjob
Video-Quelle: Youtube-Kanal von THOMY (CH)
Frau Eggli ist eine Henne. Und bekommt ihren «Traumjob» als Bio-Legehenne. Bitte was? Diese bizarre Werbekampagne hat sich die Werbeagentur KSP Krieg Schlupp Partner ausgedacht, und zwar für Thomy Schweiz, also Nestlé. Beworben wird eine Mayonnaise.
Das Problem: Bio-Legehennen leben keinen Traumjob, sondern einen Alptraum. Denn die Industrie interessiert sich für Gewinne, nicht für die Tiere. Die Hühner haben keine Wahl und sind schon gar nicht auf «Jobsuche», ihr Lohn ist ein qualvolles Leben und ein früher Tod. Legehennen sind dermassen überzüchtet, dass die meisten von ihnen an schmerzhaften und unbehandelten Knochenbrüchen leiden – Bio-Standard hin oder her. Und sobald die Tiere nicht mehr rentieren, werden sie gewaltsam getötet, nach nur etwa einem Jahr.
Dass die Firma Thomy – für deren Produkte Hühner schamlos ausgenutzt werden – den Tieren Worte in den Mund legt, ist der Gipfel der Zynik. Denn könnten Legehennen sprechen, würden sie uns anflehen, diese unnötige Industrie zu beenden. Auch diese Kampagne verdient deshalb einen Bullshit-Award.
Das soll die Kampagne erreichen
Beschönigende Werbung für Tierprodukte ist brandgefährlich: Je länger den Menschen ein gutes Gewissen eingetrichtert wird, desto länger wird es industrielle Tierproduktion geben. Deshalb verpassen wir mit dem Negativpreis den Firmen und Werbeagenturen einen Denkzettel und fordern sie dringend auf, auf beschönigende Werbung zu verzichten.
Und: Mit den Awards wollen wir die Öffentlichkeit darauf aufmerksam machen, wie sehr die Werbung die Realität der Tierindustrie verzerrt. Denn nur so können sie informierte Entscheidungen treffen und Tierprodukte von ihrem Speisezettel streichen.