Warum das Tierschutzgesetz so selten hinterfragt wird
30.09.2021
Der Tierschutz in der Schweiz gilt als vorbildlich. Doch könnten Tiere sprechen, würden sie eine ganz andere Geschichte erzählen. Über 75 Millionen von ihnen werden in der Schweiz pro Jahr gewaltsam getötet. Verstösse gegen die Vorschriften sind dabei nicht selten. Und selbst illegale Tierquälereien werden oft nur lapidar bestraft. Auf diese Missstände macht Animal Rights Switzerland aufmerksam und fordert grundlegende Verbesserungen. Nur: Warum hält sich das Klischee von unserem starken Tierschutz überhaupt so hartnäckig?
Grund 1: Bequemer Vergleich mit dem Ausland
Wenn behauptet wird, das Schweizer Tierschutzrecht sei fortschrittlich, steckt darin ein kleiner Funken Wahrheit. Das Schweizer Recht anerkennt zum Beispiel, dass Tiere eine «Würde» haben. Das bedeutet, dass Tiere an und für sich wertvolle und schützenswerte Wesen sind, nicht nur wegen ihres Nutzens für den Menschen. Auch in anderen Punkten ist das Schweizer Tierschutzrecht weniger schlecht als sein Pendant in manchen anderen Ländern. Immerhin haben manche Länder nur ein sehr simples Tierschutzgesetz, oder sie haben überhaupt keins.
Internationale Vergleiche sind aber allzu bequem. Es ist einfach, auf andere zu zeigen, die es noch schlechter machen. Unser eigener Umgang mit Tieren wird dadurch nicht besser. Und von einem guten oder tierfreundlichen Umgang mit Tieren kann man bei 75 Millionen Toten pro Jahr auf keinen Fall sprechen. Der ständige Vergleich mit dem Ausland lenkt also von unserer eigenen Gewalt ab.
Grund 2: Lobbywerbung
Tierprodukte-Werbung wird in der Schweiz vom Bund gefördert! Lobby-Organisationen wie Proviande, Swissmilk und Gallosuisse erhalten jedes Jahr Millionen aus der Steuerkasse. Damit schalten sie teils fragwürdige Plakate, geben als Medienartikel aufgemachte Werbung in Auftrag und lancieren aufwändige Kampagnen. Das Klischee vom starken Schweizer Tierschutzrecht steht hier als Werbebotschaft oft im Zentrum.
Wir von Animal Rights Switzerland protestieren gegen diese beschönigende und gefährliche Lobby-Werbung. Besonders, wenn sie auch noch mit Steuergeldern bezahlt wird. Ebenso wichtig ist aber, dass man sich sein Bild von der Schweizer Tierhaltung nicht in der Werbung macht.
Grund 3: Zu wenig Aufmerksamkeit
Den allermeisten Menschen ist nicht klar, wie es Tieren in der Schweiz ergeht. Man überlegt sich nur selten, was eigentlich hinter Cervelat, Kuhmilch-Cappuccino und Frühstücksei steckt. Und erst recht nicht, wie viele Tiere insgesamt für unsere Gewohnheiten leiden und sterben müssen. Hier haben die Tiere einen massiven Nachteil: Sie sprechen keine menschliche Sprache und können sich in Politik und Gesellschaft nicht selbst Gehör verschaffen. Wenn tiernutzende Industrien also behaupten, der Tierschutz in der Schweiz sei stark, dann können die Leidtragenden nicht widersprechen.
Umso wichtiger ist es, dass wir Aufmerksamkeit erzeugen. Für Tiere und die täglich an ihnen verübte Gewalt. Und für positive Visionen, wie es anders geht. Deshalb führen wir von Animal Rights Switzerland Flyeraktionen, Demos, Kundgebungen und Plakatkampagnen durch. Denn ohne das Engagement von Tierfreund:innen gehen die Tiere unter.