Medienmitteilung: So viele Tiere schlachtete die Schweiz noch nie
MEDIENMITTEILUNG • 5. Februar 2025
Die Schweiz isst viel Fleisch. Das schlägt sich in den Schlachtzahlen 2024 nieder: Letztes Jahr wurden zum ersten Mal über 85 Millionen Tiere getötet. Stimmen aus dem Tierschutz schlagen Alarm: Es brauche griffige Massnahmen, um eine pflanzenbasierte Ernährung schmackhaft zu machen.
Diese Woche publizierte Proviande, der Verband der Schweizer Fleischbranche, die erste Statistik zu den Schlachtzahlen des Vorjahres. Offiziell sind diese zwar noch provisorisch, doch in der Regel verändern sie sich kaum mehr. Insgesamt wurden im Jahr 2024 über 85 Millionen Tiere geschlachtet. Das ist Rekord: Noch nie wurden in der Schweiz in einem Kalenderjahr so viele Tiere getötet.
Den Grossteil der Schlachtungen machten Hühner aus – um die 82 Millionen. Danach folgen Schweine mit rund 2.3 Millionen und etwa 600’000 Rinder. Laut dem Agrarbericht des Bundes war das Fleischangebot in der Schweiz in den vergangenen Jahren um die 50 Kilogramm pro Person und Jahr.
«Die Explosion der Schlachtzahlen beobachten wir bereits seit Jahren», sagt Céline Schlegel, Geschäftsleiterin von Animal Rights Switzerland. In den letzten 25 Jahren hätten sich die Zahlen mehr als verdoppelt. «Die Verschiebung hin zum Hühnerfleisch ist hauptsächlich dafür verantwortlich. Dabei wäre dem Tierschutz, dem Klima und der öffentlichen Gesundheit gedient, wenn der Fleischkonsum endlich zurückginge.» Sie verweist auf die neue Schweizer Ernährungspyramide, die vermehrt auf Hülsenfrüchte statt Fleisch setzt. Auch die bundesrätliche Strategie zur Landwirtschaft und Ernährung strebt eine Verringerung des Fleischkonsums an. Die Zahlen gehen aber in eine andere Richtung.
Besonders brisant: Die Zucht der heute üblichen Masthühner ist in der Schweiz nicht legal, da sie überzüchtet sind. Stattdessen werden fast alle Küken aus dem Ausland importiert und lediglich hierzulande gemästet und geschlachtet. Die «Turbohennen» setzen schnell an Gewicht zu, was mit gesundheitlichen Problemen einhergeht. «Wer glaubt, hinter Schweizer Fleisch stecke kein Tierleid, macht sich etwas vor», meint Schlegel.
Dass Handlungsbedarf besteht, wird von der Politik zum Teil anerkannt. Eine Petition von Animal Rights Switzerland, die Massnahmen gegen die «Schlachtzahlen-Explosion» forderte, wurde letzten Sommer zwar abgelehnt. Immerhin 72 Nationalrät:innen sprachen sich jedoch für eine Annahme aus. «Die Tatenlosigkeit der Politik kostet Millionen von Leben», so Schlegel. «Es braucht dringend Anpassungen bei den Subventionen, in der landwirtschaftlichen Beratung und in der öffentlichen Kommunikation. Sonst rasen wir auf eine Schweiz zu, die jährlich hundert Millionen Tiere abschlachtet.»