Schlachtzahlen in der Schweiz: Fakten und Einschätzungen
Vor Kurzem wurden die provisorischen, in der Regel bereits sehr genauen Schlachtzahlen für das Jahr 2022 publiziert. Die Bilanz: 83.6 Millionen Tiere wurden für Fleisch getötet, «Wild» und Kaninchen noch nicht eingerechnet. Damit wird ein jahrzehntelanger Trend zu immer höheren Schlachtzahlen auf die Spitze getrieben. Für die Tiere ist das katastrophal. Als Reaktion haben wir eine Petition lanciert, die vom Bund Massnahmen fordert, um die Schlachtzahlen zu senken.
Dass es so nicht weitergehen kann, ist klar. Doch was steckt hinter dem ungebrochenen Anstieg? Welche Tiere werden am meisten getötet, warum gibt es massives Tierleid in der Branche und was kann man gegen den Schlachtzahlen-Anstieg tun? In diesem Blogpost findet ihr Zahlen, Fakten und unsere Einschätzungen. Wer sich zusätzliche Details und Quellen wünscht, wird in unserem Info-Dossier fündig, das wir im Zuge der Kampagne zusammengestellt haben.
Die Schlachtzahlen-Explosion
Über 83.6 Millionen Tiere wurden 2022 für Fleisch getötet – so viele wie noch nie. 2015 waren es noch 69.6 Millionen getötete Tiere, 2006 knapp die Hälfte. Die Steigerung geht insbesondere auf die Zunahme der Schlachtungen bei Masthühnern zurück: Seit den frühen 2000er-Jahren hat sich die «Poulet»-Produktion verdoppelt. Daneben ist auch der seit Jahren hohe Fleischkonsum (pro Kopf um die 50 kg im Jahr) bei stetigem Bevölkerungswachstum für den Anstieg verantwortlich. Dass Jahr für Jahr mehr Tiere für Fleisch getötet werden, ist eine ethische Dauerkatastrophe. Denn von keinem anderen Tierschutzproblem sind so viele Tiere betroffen.
Tierfreundliche Hühnerhaltung? Fehlanzeige.
Über 96% aller Masthühner leben auf Betrieben mit mehr als 4000, rund 44% in Betrieben mit mehr als 12’000 Tieren. Dass die Tiere in riesigen Gruppen gehalten werden, widerspricht nicht nur ihren Bedürfnissen, sondern macht es auch unmöglich, ihr Wohl individuell sicherzustellen. Dazu kommt, dass rund 92% aller Tiere schnellwachsende Masthybride sind – innerhalb von 36 Tagen erreichen die Tiere ein Gewicht von über 2 kg. Diese Zuchten sind als Qualzuchten definiert und sind in der Schweiz eigentlich verboten. Jedoch werden die Küken im Ausland gezüchtet und dann in die Schweiz importiert. Die Folge: massives Tierleid. Das zeigt sich auch darin, dass etwa 3% der Tiere noch vor der Schlachtung sterben. 2021 waren das 2.8 Millionen Hühner (!). Das nennt sich dann «Abgangsrate» und gilt in der Industrie als normal.
Die Branche betont immer wieder, dass die meisten Masthühner nach BTS («Besonders tierfreundliche Stallhaltung») gehalten werden. Doch das Label ist ein leeres Versprechen – wie etwa ein Brancheninsider 2021 dem Kassensturz erzählte und dort von massivem Tierleid berichtete. Das ist «Welfare Washing» – «Greenwashing» im Tierschutzbereich, das den Konsument:innen ein gutes Gewissen machen soll.
Hühner haben etwas Besseres verdient: Sie sind keine Waren, sondern hochkomplexe Individuen mit eigenen Persönlichkeiten und starken Sozialkompetenzen. Sie können Schmerzen, Angst und Freude empfinden, kommunizieren untereinander und können sich in andere Hühner hineinfühlen.
Schlachtung: Schmerzen und Angst vorprogrammiert
In der Theorie sollen Tiere in Schlachthäusern nicht leiden. Doch in der Praxis ist das nicht umsetzbar – Tieren wird in Schlachthäusern immer Leid zugefügt. Die meisten Menschen könnten nicht guten Gewissens zuschauen, wie ein Schwein durch CO2 Erstickungspanik erlebt, oder wie einem Huhn die Kehle durchgeschnitten wird. Das ist aber Alltag in der Fleischindustrie, das System basiert auf unserem Wegsehen.
Ein Beispiel: Die meisten Schweine – jährlich 2 Millionen – werden mit Kohlendioxid betäubt. Der Bund selbst schreibt dazu auf seiner Webseite:
Die Hebel der Politik
Das Schweizer Tierschutzgesetz spricht Tieren eine Würde zu – doch diese wird bei der Schlachtzahlen-Explosion mit Füssen getreten. Der Bund muss deshalb Massnahmen ergreifen! Mit unserer Petition fordern wir, dass er eine Strategie erarbeitet und umsetzt, um den Fleischkonsum zu reduzieren. Er kann etwa:
- Landwirt:innen bei der Umstellung von Tier- auf Pflanzenproduktion unterstützen, etwa durch Beratung, Förderprogramme für Junglandwirt:innen und eine Umstellungsprämie.
- Keine Steuergelder mehr in Fleischwerbung stecken. Momentan unterstützt der Bund die Fleischbranche mit jährlich um die 5.5 Millionen Franken für Werbung und Marketing (Absatzförderung).
- Die finanzielle Entlastung der Fleischindustrie (Marktentlastungsmassnahmen) streichen. Im Jahr 2021 zahlte das BLW beispielsweise 2.9 Millionen Franken an Fleischfirmen aus, um sie vor Umsatzeinbussen zu schützen, nachdem sie mehr Kalbfleisch produzierten, als der Markt nachfragte.
- Fleischwerbung regeln, etwa mit einem Verbot von Tiefpreis-Aktionen.
- Erhöhte Zölle für tierische Produkte einführen.
Mit Fleisch wird viel Geld verdient, die Interessen der Tiere bleiben aussen vor. Wir sagen: So nicht! Wir stellen uns gegen die Tierindustrie – mit deiner Hilfe sind wir noch stärker. Unterzeichne die Petition und unterstütze unsere Arbeit für die Tiere: