Gemeinnützige Organisationen empört über «Tag der Pausenmilch»
GEMEINSAME MEDIENMITTEILUNG • 4. November 2021
Am 4. November veranstaltet die Lobby-Organisation Swissmilk ihren «Tag der Pausenmilch» in Schweizer Schulen. Diese Werbung in der Schule ist umstritten. Die Organisationen Animal Rights Switzerland, Tier im Fokus und die Vegane Gesellschaft Schweiz rufen Schulleitungen zum Boykott auf.
Was mit Kühen und Kälbern in der Milchindustrie gemacht wird, ist nichts für Kinderaugen. Kurz nach der Geburt werden Mutterkuh und Kalb voneinander getrennt, was für die sozialen Tiere traumatisch ist. Das Kalb wird meist in den Schlachthof geliefert. Das wiederholt sich jedes Jahr. Und nach etwa sechs Jahren werden die meisten Milchkühe getötet, weil sie nicht mehr rentieren. Die düstere Realität der Milchindustrie ist kein Stoff für die erste Klasse. Besonders deshalb stören sich Animal Rights Switzerland, Tier im Fokus und die Vegane Gesellschaft Schweiz am «Tag der Pausenmilch», der auch diesen November wieder an Schweizer Schulen stattfindet. Sie fordern Schulleitungen dazu auf, die Werbeaktion zu boykottieren – wie dies etwa eine Schule in Wallisellen bereits 2019 tat.
«Es ist doch paradox: Wir bombardieren die Kinder mit Werbung für eine Industrie, die wir gleichzeitig vor den Kindern verheimlichen müssen», meint Céline Schlegel, stv. Geschäftsleiterin bei Animal Rights Switzerland. «Wegen dieser Lobby-Werbung haben später auch Jugendliche und Erwachsene ein unkritisches und verzerrtes Bild der Milchindustrie.»
Tobias Sennhauser, Präsident von Tier im Fokus, stört sich auch an der Finanzierung solcher Lobby-Werbung. Steuerzahlende unterstützen das Werbebudget von Swissmilk mit jährlich über acht Millionen Franken. «An der Schule hat die Werbung einer Lobby-Organisation nichts verloren, schon gar nicht mit der Unterstützung des Staates.»
Dass man sich heute auch ohne Kuhmilch gesund und genussvoll ernähren kann, weiss Raphael Neuburger, Präsident der Veganen Gesellschaft Schweiz. «Es ist völlig veraltet, Kuhmilch in der Schule zu propagieren. In Sachen Tierwohl und Umweltbelastung schneiden Hafermilch und Co. sehr viel besser ab.»
Die Zukunft des «Tags der Pausenmilch» ist ungewiss. Nebst gemeinnützigen Organisationen macht auch die Politik zunehmend Druck. Ein Vorstoss im Berner Stadtrat fordert das Ende der Swissmilk-Werbung in der Schule. Mit erstem Erfolg: Sämtliche Schulen in Bern haben das Swissmilk-Maskottchen aus dem Unterricht verbannt.
Unterstütze jetzt unser Engagement: