Geht es Tieren in der Schweiz gut?
Schnurrende Hauskatzen und fröhliche Hunde: Geht es um Tiere, denken wir meistens nur an die, die wir täglich sehen – daheim oder auf der Strasse. Wer häufig vergessen geht, sind die unzähligen Tiere, die hinter verschlossenen Stalltüren oder in Laboren leben und leiden. Das Klischee, dass sie stark geschützt werden, hält sich hartnäckig. In der Realität sieht das anders aus. Könnten Tiere unsere Sprache sprechen, würden sie eine ganz andere Geschichte erzählen.
Das ewige Klischee vom guten Tierschutz
Wenn gesagt wird, das Schweizer Tierschutzgesetz sei fortschrittlich, steckt darin ein kleiner Funken Wahrheit. In manchen Punkten ist es tatsächlich weniger schlecht als die Tierschutzgesetze anderer Länder. Internationale Vergleiche sind aber allzu bequem. Die kleine Schweiz hat 2022 schon nur für Fleisch 84 Millionen Tiere getötet. Von einem rücksichtsvollen Zusammenleben mit Tieren kann da keine Rede sein.
Der Detailhandel macht mit Tierprodukten riesige Umsätze. Das gute Gewissen wird gleich mitverkauft. Die Werbung behauptet manchmal sogar, dass die geschlachteten Tiere wie «ein bester Freund» behandelt werden (Denner) oder sie vermarkten ihren Schinken mit 5 von 5 Tierwohl-Sternen – ein Produkt, das aus toten Tieren besteht (Migros).
Beschönigende Werbung für Tierprodukte wird sogar staatlich gefördert. Lobby-Organisationen wie Proviande, Swissmilk und Gallosuisse erhalten jedes Jahr Millionen aus der Steuerkasse zusätzlich zu den Geldmitteln ihrer jeweiligen Industrien. Damit schalten sie gross angelegte Werbekampagnen, bei denen das Klischee vom starken Schweizer Tierschutzrecht oft als Werbebotschaft im Zentrum steht. Uns wird die Heidiland-Idylle also regelrecht eingetrichtert.
Und schliesslich ist den allermeisten Menschen nicht klar, was in der Fleisch-, Eier und Milchwirtschaft mit Tieren passiert. Man überlegt sich nur selten, wer oder was eigentlich hinter Cervelat, Kuhmilch-Cappuccino und Frühstücksei steckt. Hier haben die Tiere einen massiven Nachteil: Sie können sich in Politik und Gesellschaft nicht selbst Gehör verschaffen. Wenn tiernutzende Industrien also behaupten, der Tierschutz in der Schweiz sei stark, dann können die Leidtragenden nicht widersprechen.
Das Resultat sind Millionen Schweizer Tiere, die für menschliche Zwecke sterben und leiden. Im Jahr 2022 waren es über 84 Millionen.
Die Realität: Gewalt und Tod
Das zahlenmässig grösste Tierschutz-Problem ist der massive Anstieg der Schlachtzahlen. In den letzten 20 Jahren hat sich die Anzahl der getöteten Tiere mehr als verdoppelt. Dahinter steckt massives Leid. Ein Beispiel: Die Züchtung und Haltung von Masthühnern ist so katastrophal, dass bereits vor der Schlachtung unzählige Tiere sterben. 2021 waren das 2.8 Millionen Tiere – eine schier unvorstellbare Zahl. Allgemein gehört zur Herstellung von Tierprodukten auch immer ein Mass an Gewalt: Hier kannst du etwa nachlesen, wie es in der Kuhmilch– oder Eierproduktion aussieht.
Die zweitgrösste «Verbraucherin» von Tieren ist die Forschung: Jedes Jahr leiden über eine Million Tiere für Tierversuche. Etwa die Hälfte werden als Versuchstiere benutzt, der Rest sind Zuchttiere oder werden überschüssig gezüchtet und dann «entsorgt». Diese immensen Zahlen sinken seit Jahrzehnten kaum. Auch andere Tiere sind nicht ausreichend geschützt. So wird Tierleid oft ins Ausland verlagert, etwa bei Tierversuchen oder Pelz und Leder. Verstösse gegen die Tierschutz-Vorschriften geschehen jeden Tag. Wie man es dreht und wendet: Eine tierfreundliche Welt sieht anders aus.
Bild © Tier im Fokus
Und das Tierschutzgesetz?
Das alles ist im Rahmen des Tierschutzgesetzes erlaubt, denn es gibt viel Spielraum für die sogenannte «Interessenabwägung». Gemeint ist die Abwägung zwischen Tierleid und Nutzen für den Menschen. Das Interesse von Tieren, nicht leiden und sterben zu wollen, wird dabei aber von vornherein weniger gewichtet als das Interesse von Menschen, Geld zu verdienen und Fleisch, Eier und Milch produzieren zu wollen. Egal, wie unnötig diese Produkte in Wahrheit sind. Die Tierwürde ist zwar im Gesetz verankert, wird in der Praxis aber systematisch verletzt.
Somit: Nein, einem grossen Teil der Tiere in der Schweiz geht es nicht gut. Das Klischee vom guten Tierschutz ist gefährlich, denn es verhindert echte Fortschritte.
Die gute Nachricht: Wir können die heutigen Zustände verändern! Unsere Vision einer tierfreundlichen Schweiz zeigt, wo wir langfristig hinwollen. Auf dem Weg dahin sind noch viele Anstrengungen nötig. Gemeinsam mit dir lassen wir unsere Vision wahr werden – erfahre hier, was du tun kannst!